mitannische Kunst

mitannische Kunst
mitạnnische Kunst,
 
die Kunst in den Gebieten des Reichs Mitanni, in Hinblick auf das Bevölkerungs-Element der staatstragenden Hurriter auch als hurritisch-mitannische Kunst bezeichnet. Die materielle Hinterlassenschaft ist gering. Ausgegraben wurden in Nordmesopotamien am Khabur (Nordostsyrien) Tell Fecherije, dessen vermutete Identität mit der gesuchten Hauptstadt Waschukkanni unsicher ist, und im Osten Nusi bei Kirkuk. Die Verbreitung der Nusikeramik Mitte 15. bis Mitte 14. Jahrhundert v. Chr. und der Nusi- oder Kirkukglyptik zwischen Nusi und Alalach am Orontes entspricht ungefähr der politischen Ausdehnung des Mitannireichs, dennoch ist die Einordnung der Keramik als typisch mitannische Kunst umstritten (z. B. wird sie auch von den Kamaresvasen abgeleitet und zeigt zudem ägyptischen Einfluss). Vor allem Nusi im Osten des Reichs hat Einblick in die mitannische Architektur geliefert; sie lehnt sich mit geringfügigen Neuerungen an bekannte babylonische Grundrissschemata an. Die Nusiware ist eine Keramik mit hohen Becherformen mit einem Knauffuß. Die Gefäße sind mit breiten horizontalen braunen Streifen versehen, auf denen geometrische und vegetabile Muster (Blütendekor) in Weiß aufgetragen sind. Bei der mitannischen Siegelkunst ist einerseits ein neuer Naturalismus und die Streuung der Figuren im Raum ohne Standlinien (z. B. Rollsiegel des Königs Sauschtatar von Mitanni um 1425 v. Chr.) charakteristisch, andererseits Linearismus und Reduktion der Formen, wie es auch Plastik und Relief zeigen. Zu nennen sind die Widderköpfe aus Alalach und Nusi und die Statue des Königs Idrimi aus Alalach (um 1480) in altmesopotamischem Gewand. Auch ein in Assur gefundenes Relief mit Berggott und Wettergöttinnen, wie König Idrimi mit übergroßen Augen dargestellt, kann wohl der mitannischen Kunst zugeordnet werden. Die mitannische Kunst hat vermutlich die hethitische Kunst beeinflusst (Malatya, Ain Dara, Guzana).

Universal-Lexikon. 2012.

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